Wie wird nach Wanzen gesucht?
Sweeps sind zu einem großen Teil eine manuelle Tätigkeit – insbes.
kabelgebundenen bzw.
aufzeichnenden Abhörgeräte können oft nur durch
entsprechende visuelle Inspektion gefunden werden. Sofern mit dem Auftraggeber nicht anders
vereinbart werden pro Raum mindestens folgende Tätigkeiten durchgeführt:
- Vorbesprechung mit dem Kunden, Checkliste, Einweisung in die lokalen Gegebenheiten
- Foto-Dokumentation Ist-Zustand
- Sicherheits-/Schwachstellenanalyse des gesamten Objektes inkl. Außenhaut, Zugangsmöglichkeiten,
vorhandene Sicherungen, mögliche Positionen für Laser-/Richtmikrofone und
Körperschall-Mikrofone
- Erstellung einer Spektralanalyse, Vergleich mit einer Referenz-Spektralanalyse, Überprüfung
event. Abweichungen (neuer Signale)
- Detaillierte Überprüfung aller Wände, Böden und Gegenstände mittels Allbandempfänger,
Infrarot/Thermografie und Metalldetektor
-
Öffnung und visuelle Inspektion aller Kabelkanäle, Rohrschächte, Kabelauslässe, Steckdosen,
elektrischer Geräte etc.
- Überprüfung der Anschlüsse aller Computer
- Untersuchung der Verkabelung im/zum Raum
- Überprüfung der Außenseite aller Fenster
- Wiederherstellen Ist-Zustand
- Erstellung eines ausführlichen Berichts über die durchgeführten Tätigkeiten samt
Maßnahmenempfehlungen; im Idealfall in Form eines Gutachtens
Zusätzlich kommen in Absprache mit dem Kunden u.a. folgende Tätigkeiten in Betracht:
Elektronische Geräte
Exemplarisch einige Geräte die bei einem professionell durchgeführten Sweep zum Einsatz kommen:
Allbandempfänger
Allbandempfänger sind sehr breitbandige Empfänger (je nach Ausführung vom MHz- bis in den GHz-Bereich),
die die Feldstärke aller in der Umgebung befindlichen Funkquellen anzeigen. Durch eine Justierung
der Empfindlichkeit bzw. Gesamtverstärkung können Stellen mit besonders hoher Feldstärke festgestellt
werden.
Warum Allbandempfänger als alleiniges Suchwerkzeug sinnlos sind wurde bereits bei der Beschreibung der
klassischen Funkwanzen ausführlich dargestellt; nichtsdestotrotz
ist ihre Anwendung in manchen Fällen und bei entsprechender Kenntnis über die Rahmenbedingungen
trotzdem sinnvoll, z.B. für die genauere Lokalisierung einer mit dem Spectrum Analyzer festgestellten
aktiven Funkwanze.
GSM-Detektor
Eine Spezialversion des Allbandempfängers ist der GSM-Detektor, der Abstrahlungen nur in den für
Handys typischen Frequenzbereichen detektiert und damit die Erkennung von
Bug-Handys ermöglicht – - aber wiederum natürlich nur,
wenn diese gerade aktiv senden.
Spectrum Analyzer
Bei der Spektralanalyse wird das komplette Frequenzspektrum vom MHz- bis in den GHz-Bereich untersucht –
und zwar je einmal im und außerhalb des zu untersuchenden Raumes. Durch eine Differenzbildung der
beiden Spektren werden vom Computer Auffälligkeiten aufgedeckt
Endoskopkamera
Für die visuelle Inspektion stellt die Endoskopkamera (auch Videoendoskop oder Videoscope) – neben
Schraubenziehern, Akkuschrauber, Taschenlampe und Inspektionsspiegel – das wichtigste
Werkzeug dar: mit einer an einem Schwanenhals oder einem dünnen, flexiblen Schlauch angebrachten
Miniaturkamera samt Lichtquelle können auch sehr enge Hohlräume und nicht zugängliche Kabelkanäle
untersucht werden. In speziellen Fällen sind auch mehrere Meter lange Endoskopkameras einsetzbar.
Videoendoskope ermöglichen das Einfrieren und Speichern von Bildern sowie mehrstündige Videoaufzeichnungen
für eine nachträgliche Aufbereitung/Optimierung und Berichtserstellung.
Metalldetektor
Hochempfindliche Metalldetektoren spüren auch winzigste Metallspuren in Wänden oder nichtmetallischen
Gegenständen auf und unterscheiden dabei aufgrund der unterschiedlichen Absorptionseigenschaften
zwischen ferromagnetischen- und Buntmetallen sowie stromführenden und passiven Leitungen.
Problematisch ist der Einsatz von Metalldetektoren durch die vielen Fehlalarme in
modernen Bauten mit hohem Metallanteil (Strahlträger, Leitungen etc.) in den Wänden.
Infrarot/Thermografie
Jedes elektronische Gerät produziert während des Betriebs Abwärme in Form von Infrarot-Strahlung.
Mittels Thermografie (Thermo-/Wärmebildkamera, thermal imager) kann diese Strahlung sichtbar gemacht werden –
sofern die Wärmestrahlung der Wanze nicht durch andere Wärmequellen (Geräte) überdeckt oder durch
wärmedämmendes oder Wärme ableitendes Material versteckt wird.
Im Idealfall wird – sofern technisch möglich – vor dem Einsatz von Thermografie
die Raumtemperatur möglichst weit abgesenkt und alle bekannten Wärmequellen deaktiviert (also vor allem
alle Geräte ausgeschalten), um die Unterschiede deutlicher zu machen.
Non-Linear-Junction-Detektor
Um Wanzen aufzuspüren, die nicht senden (weil sie entweder
lokal aufzeichnen oder per
Fernsteuerung o.ä. deaktiviert
wurden) können in Spezialfällen Non-Linear-Junction-Detektoren eingesetzt werden. Diese Geräte
detektieren Halbleiterbauelemente (die wiederum in der modernen Elektronik unverzichtbar sind)
durch die spezielle Reaktion dieser Bauteile auf eine vom Detektor induzierte HF-Strahlung.
Problematisch ist der Einsatz von Non-Linear-Junction-Detektoren durch die vielen Fehlalarme in
typischen Büroumgebungen bzw. allgemein wenn sehr viele "normale" halbleiterbasierende elektronische
Geräte zu erwarten sind.
Röntgen
Durch die Vorschriften des Strahlenschutzgesetzes (StSG) ist der Einsatz von portablen Röntgengeräten
in Österreich rechtlich sehr problematisch und wird von den meisten Unternehmen an
Spezialisten outgesourct, d.h.,
verdächtige Gegenstände werden in abstrahldichte Boxen verpackt und an den Dienstleister überstellt.
Der legale Einsatz von portablen Split-Röntgengeräten, die groß genug sind um ganze Wände zu untersuchen,
ist aufgrund der geltenden Grenzwerte für Strahlenbelastung unseres Wissens nach keinem Unternehmen in
Österreich möglich.
Und noch vieles mehr
Wie z.B. Digitalmultimeter, Oszilloskope, Time-Domain-Reflectometer, LAN-Tester, Geräte zur
Untersuchung der Ausbreitung von Schwallwellen in der Bausubstanz und natürlich eine umfangreiche
Notebook-basierende Software-Ausstattung für die Analyse der Telekommunikations- und IT-Infrastruktur.
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